Deutscher Meister Mitteldistanz Elite

Mit ein paar Tagen Verzug konnte ich das vergangene Wochenende sacken lassen. Was war das für ein Ritt. Einen Wettkampf über die Dauer bei solchen Widrigkeiten habe ich noch nie erlebt und wenn ich mich durch die Ergebnislisten des Audi-Triathlon-Ingolstadt klicke, sehe ich, dass das Wetter vielen anderen Athlet:innen ebenfalls zugesetzt hat. Fast 40 Prozent der knapp 1200 Starter:innen mussten den Wettkampf vorzeitig beenden. An diesem Tag die wohl einzig richtige Entscheidung.  

Doch nun zurück zu meinem Wettkampf. Wir sind am Samstag, einen Tag vor dem Rennen, angereist. Schnell ins Hotel einchecken, kurz etwas essen und dann ging es zur obligatorischen Streckenbesichtigung. Währenddessen ich einmal die Radrunde abgefahren bin, absolvierte ich gleich meine Vorbelastung. Soweit hatte alles gepasst und die Strecke ließ sich sehr gut fahren. Zwei bis drei kleine Hügel zum drücken und beim Rest hieß es Kopf runter und Geschwindigkeit hoch. Nach dem Rad ging es direkt zum Wettkampfgelände. Startunterlagen abholen, nochmal schnell eine Runde durch den See schwimmen und dann ging es direkt zum CheckIn. Ich entschloss mich schon einen Tag vorher einzuchecken, damit ich am Wettkampfmorgen selbst keinen unnötigen Stress habe. Danach ab ins Hotel, die Speicher auffüllen und Beine hochlegen.

Um 5 Uhr klingelte am Sonntagmorgen der Wecker. Schnell frühstücken, eine kurze Mobility-Session zur Aktivierung, und dann ab zum Wettkampfgelände. Das Wetter sah vielversprechend aus. Zwar war es noch relativ kalt, aber die Sonne zeigte sich und ließ es aushalten. Die finalen Vorbereitungen beim CheckIn gemacht und so langsam stieg auch die Anspannung. Noch 45 Minuten bis zum Start. Also kurz einlaufen, Neopren anziehen und kurz einschwimmen.

Pünktlich um 8 Uhr erfolge der Start. Bis zur ersten Boje waren es ca. 300 Meter. Also war  genug Zeit, damit sich das Feld sortieren konnte. Ich kam gut weg und fand mich direkt an der Spitze des Feldes wieder. Das Schwimmen war unspektakulär. Bei den 180 Grad wenden sah ich, dass ich nicht alleine vorne weg war und entschloss mich dazu, nicht voll zu schwimmen, um später entspannt aufs Rad gehen zu können. Das gelang mir ganz gut und zusammen mit dem späteren zweitplatzierten Finn Große-Freese holten wir knapp eine Minute auf die nächste Verfolgergruppe heraus.

Auf dem Rad hatte ich von Anfang an ein gutes Gefühl. Konkrete Vorgaben, wie viel Watt ich fahren soll, hatte ich nicht, sondern hörte immer auf mein Körpergefühl. Bis zum ersten Wendepunkt hat von der Verpflegung bis hin zum Pacing alles gepasst und die Beine haben sich gut angefühlt. Doch auf den Rückweg nach Ingolstadt setzte der Regen ein und die Temperaturen wurden einstellig. Laut Garmin hatte es auf dem Rad eine Durchschnittstemperatur von 7 Grad. Zunächst waren die Widrigkeiten kein Problem und ich kam ganz gut damit zurecht. Doch mit zunehmender Dauer und immer stärker werdendem Regen bis hin zu Hagel merkte ich, wie mein Körper immer weiter auskühlte. Ich entschloss mich, etwas an Pace rauszunehmen, da ich auf Grund von tauben Händen nichts mehr greifen und mir dementsprechend keine Verpflegung mehr zuführen konnte. Dabei fiel ich auf Platz 3 zurück und hatte zum zweiten Wechsel circa 1:30min Rückstand.

Der zweite Wechsel gestaltete sich mehr als schwierig. Sich ohne Gefühl in den Händen nasse Socken und Schuhe anzuziehen und den Verschluss des Helmes zu öffnen ist nicht gerade einfach. Nach gefühlt einer halben Ewigkeit konnte ich die Wechselzone verlassen und den abschließenden Lauf in Angriff nehmen. Wäre da nur nicht das Problem mit der Uhr gewesen, welche ich mir nicht ummachen konnte, da die Hände immer noch taub vor Kälte waren. Ein paar Stehpausen später war aber auch das geschafft und ich konnte endlich loslaufen. Die ersten Kilometer brauchte ich ein wenig um wieder warm zu werden, merkte ab dann, dass ich richtig gut reinkam. Mittlerweile lag ich auf Platz 2 und hatte sogar Sichtkontakt zu dem bis dahin Erstplatzierten Thomas Ott. Stück für Stück konnte ich den Abstand verringern. Bei Kilometer 12 bin ich dann zu ihm aufgelaufen. Ich entschloss mich dazu, direkt vorbeizugehen, um mein Tempo weiterhin hoch zu halten. Der Regen hatte mittlerweile auch aufgehört und es wurde einem sogar fast warm – kaum zu glauben. Die letzten Kilometer vergingen richtig schnell, da auch immer mehr Menschen zum Anfeuern an die Strecke kamen.

Angekommen im Zielkanal realisierte ich erst so richtig, dass ich das Rennen gewinne und mir den Titel des Deutschen Meisters der Elite über die Mitteldistanz erkämpft habe.

An dieser Stelle vielen Dank an alle meine Sponsoren und Unterstützer, meinem Trainer und allen denen, die mich dazu gebracht haben, diesen Titel zu gewinnen!

 

Fotos: Harald Eggebrecht/Stefan Dietze/weareendurance

 

 

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